












Anfänge
Die protestantische Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten (engl. Seventh-Day Adventist Church) wurde im 19. Jahrhundert in den
Vereinigten Staaten gegründet. Von dort aus verbreitete sich der adventistische Glaube in die ganze Welt - auch bis
zu uns nach Mittelhessen. Eine Konferenz in Friedensau (heute Theologische Hochschule Friedensau bei Magdeburg) beschloss, dass
H. Baumann und B. Löbsack Mitte Februar 1902 mit evangelistischen Vorträgen in Gießen und Marburg begannen.
Gründung
1909 gründete Heinrich Erzberger die Adventgemeinde Gießen, denen neben ihm die beiden Ehepaare Schmitz
und Etzel angehörten. Bis 1918 traf sich die kleine Gruppe in privaten Wohnungen. Danach wurden von der
Gemeinde diverse Räume angemietet: In der Westanlage im Haus Cement – Dern & Co. (Stall), Zu den Mühlen,
in der Rittergasse (Huhn) und in der Schottstraße 2.
Kriegsjahre
Wie viele Gebäude in der Gießener Innenstadt wurde auch das Haus in der Schottstraße im Zweiten Weltkrieg
zerstört. Das an der Nordanlage gelegene Gebäude wurde nach dem Krieg schon bald wieder aufgebaut. Dies
war auch dringend notwendig, da die Mitgliederzahl der Gemeinde durch den Zustrom von Vertriebenen und
Flüchtlingen stark angestiegen war. 1945 stieg sie von 40 auf 100 Mitglieder. Doch auch der Wiederaufbau
linderte die Raumnot nur bedingt. Man begab sich auf die Suche nach einer Ausweichmöglichkeit.
Wiederaufbau
Nach langem Suchen wurde das Trümmergrundstück in der Moltkestraße 5 erworben. Dort wurde dann durch
Spenden und Darlehen finanziert das heute noch bestehende Haus der Gemeinde mit dem Gemeindesaal und den
Gemeinschaftsräumen mit viel Eigenleistung errichtet. Baubeginn war am 1. April 1952, die Einweihung ein knappes
halbes Jahr später am 11. Oktober 1952. Die Mitgliederzahl stieg inzwischen auf 142. Anfangs war in dem Gebäude
auch noch eine Wohnung für den Pastor untergebracht, die heute aber nicht mehr für diesen Zweck genutzt
wird. Insgesamt hat es seit dem Bau des Gebäudes viele Veränderungen daran gegeben: so wurde unter anderem
der heutige Eingang angebaut, da das alte Eingangsportal einer Straßenverbreiterung weichen musste. Danach
hat das Gemeindehaus auch das auffällige Emblem "Adventhaus" an der Straßenseite bekommen.
Gemeindeleben in den 60er bis 80er Jahren
Seit dem Jahr 1946 existiert, mit Unterbrechungen, ein gemischter Chor. In den 50er Jahren gab es ein
Mandolinenorchester, etwas später auch eine Bläsergruppe. Seit den 70er Jahren zählt auch eine
Pfadfindergruppe zu den Aktivitäten. Die Jugend spielte immer eine besondere Rolle in der Giessener
Adventgemeinde, da sie stets von Studenten bereichert wurde, die in Gießen ihr Studium absolvierten. Anfang der
80er fand ein größerer Saalumbau statt, bei dem Decke und Front großflächig mit Eichenholzpaneelen verkleidet
wurden. Dieses Ambiente sollte viele Jahrzehnte Bestand haben und Generationen in Erinnerung bleiben.
Spätaussiedler
Die 90er-Jahre waren geprägt vom starken Zustrom von Aussiedlern aus den ehemaligen GUS-Staaten. Ein Teil
dieser Mitglieder hat in Grünberg eine eigene Gemeinde gegründet.
Modernisierung
Nach der Jahrtausendwende begann die Gemeinde, ihr in die Jahre gekommenes Haus von Grund auf zu sanieren
und umzubauen. Auch hier wurde vieles in Eigenleistung und mit Hilfe von Spenden durchgeführt. Dabei galt es
nicht nur, die heutigen gesetzlichen Nutzungsbestimmungen zu erfüllen, sondern auch die Raumnutzung den
Anforderungen einer modernen aktiven Gemeinde anzupassen. So wurde im Keller ein großzügiger Garderoben- und
Sanitärbereich geschaffen, im 1. Stock entstand ein weiträumiger Mehrzweckraum mit angeschlossener Küche.
Der Zugang zum Gemeindegarten hinter dem Haus wurde barrierefrei gestaltet und neu gepflastert.
Der Schriftzug "Adventhaus" an der Fassade wich dem international einheitlichen Logo der Freikirche der
Siebenten-Tags-Adventisten, einer gelben Flamme über einer grünen geöffneten Bibel mit einem Kreuz in der Mitte.
Corona-Pandemie
Eine Zäsur stellte die Corona-Pandemie 2020/2021 dar. Völlig unerwartet war es plötzlich nicht mehr möglich, sich
wie gewohnt zu Gottesdiensten und Veranstaltungen zu treffen. Da die Hygieneregeln im Saal nur maximal 21 Teilnehmer
erlaubten, entschied sich die Gemeinde, ihre Gottesdienste draußen im Garten durchzuführen. Dass der Saal mehr als
ein Jahr nutzlos leerstand, erwies sich jedoch als großer Segen. Die schon länger geplante Grundsanierung der
Saalebene konnte in diesem Zeitraum ohne große Eile mit viel Eigenleistung durchgeführt werden.